Ich habe in den vergangenen Monaten zahlreiche Gespräche mit Inhaberinnen und Inhabern kleiner Geschäfte geführt — Bäckereien, Friseursalons, Kfz-Werkstätten, Familienrestaurants. Ein roter Faden zieht sich durch all diese Gespräche: Die rasant gestiegenen Energiepreise treffen sie existenziell. Manche blicken verzweifelt auf die nächste Rechnung, andere planen bereits Personalreduzierungen oder Kurzarbeit. Es ist kein abstraktes makroökonomisches Problem mehr, sondern eine Serie von persönlichen Schicksalen und mutlosen Entscheidungen, die unsere Innenstädte und Dorflagen verändern.
Wie Energiepreise Kleinunternehmen tatsächlich vernichten
Der Mechanismus ist simpel und brutal: Steigende Energiekosten erhöhen die Fixkosten, die Margen sind aber oft schon vor den Preissteigerungen eng. Ein Café mit hohen Strom- und Gasrechnungen kann die Preise nicht beliebig anheben, weil die Kundschaft in einem Preissensiblen Umfeld schnell wegläuft. Ein Handwerksbetrieb mit Werkstatt, Beleuchtung und Heizbedarf kann Produktionstermine nur bedingt verschieben. Und für Sektoren wie Gastronomie oder Hotellerie, die einen hohen Energieanteil an den Gesamtkosten haben, bedeuten steigende Preise schnell marginale bis negative Gewinne.
Ich nenne drei konkrete Wege, wie das geschehen kann:
Beispiele aus der Praxis
Eine Bäckerei im Ruhrgebiet berichtete mir, dass sich die Gaskosten innerhalb eines Jahres verdreifacht hätten. Die Eigentümerin hat kleine Einbußen durch Preiserhöhungen abgefangen, aber die Kundenfrequenz ist sichtbar zurückgegangen. Ein Friseursalon in einer Kleinstadt überlegt, nur noch an drei Tagen pro Woche geöffnet zu sein, weil das Beheizen des Salons an kalten Tagen unverhältnismäßig teuer geworden ist. Und eine Metzgerei erwägt, einen Teil der Produktion auszulagern, weil die Energiekosten für das Räuchern und Kühlen der Ware nicht mehr tragbar sind.
Warum staatliche Instrumente allein nicht ausreichen
Staatliche Hilfsprogramme helfen kurzfristig — Zuschüsse, Steuersenkungen, Kreditlinien. Aber sie lösen nicht das strukturelle Problem: die Abhängigkeit von fossilen Energien, mangelnde Energieeffizienz in Altbauten und Betriebsstätten, sowie fehlende lokale Infrastruktur für erneuerbare Energien. Viele Hilfsprogramme sind außerdem bürokratisch und erreichen nicht die wirklich dringend Bedürftigen schnell genug.
Zudem besteht das Risiko von Fehlanreizen: Wenn Staatshilfen dauerhaft die energetische Modernisierung aufschieben, bleiben Betriebe abhängig von volatilen Energiepreisen. Das schafft eine gefährliche Abhängigkeit von kurzfristigen Transfers statt dauerhafter Resilienz.
Welche kommunalen Lösungen wirklich helfen könnten
Ich bin überzeugt: Die wirksamsten Ansätze müssen lokal gedacht werden. Kommunen haben Nähe zu Betrieben, kennen die lokalen Netzwerke und können maßgeschneiderte Lösungen bieten. Hier einige Modelle, die ich in Gesprächen mit Kommunalpolitikern und Unternehmern als besonders sinnvoll wahrgenommen habe:
Konkrete Schritte, die ich Kommunen empfehlen würde
Auf der operativen Ebene empfehle ich folgenden Fahrplan, den ich in Gesprächen mit mehreren Bürgermeisterämtern und Wirtschaftsförderungen erörtert habe:
Ein Beispiel-Tabelle: Einsparpotenziale durch einfache Maßnahmen
| Maßnahme | Typischer Einsparungseffekt | Investitionsaufwand |
|---|---|---|
| LED-Beleuchtung | 20–50% Stromersparnis bei Beleuchtung | Niedrig |
| Wärmedämmung & Fenster | 10–30% Heizkostensenkung | Mittel bis hoch |
| Wärmepumpe statt Gasheizung | je nach Strommix langfristig günstiger | Hoch |
| Photovoltaik-Anlage + Batteriespeicher | Eigenverbrauchsanteil erhöht, langfristige Kostensenkung | Mittel bis hoch |
Diese Tabelle ist kein Ersatz für ein individuelles Audit, aber sie zeigt: Viele Maßnahmen zahlen sich schneller aus, als Unternehmerinnen und Unternehmer erwarten — vorausgesetzt, die Finanzierung ist gesichert.
Ich erlebe immer wieder: Wo Politik, Wirtschaftsförderung und engagierte Betriebe zusammenkommen, entstehen pragmatische Lösungen. Die Herausforderung bleibt groß, aber lokal wirksame Maßnahmen können vielen Kleinunternehmen den Atem verschaffen, den sie brauchen, um nicht in die Insolvenz zu rutschen. Es geht darum, kurzfristige Hilfen mit langfristigen Investitionen zu verbinden — und die Kommunen dabei als aktive Gestalter, nicht nur Verwalter, zu begreifen.